
Quaddl wachte auf, in seiner Muschel, wie es sich für einen richtigen Muschelwuschel gehörte. Er war wuschelig wie ein Wollknäul und lebte in einer Muschel in seiner Höhle im Lilienteich. Quaddl gähnte ausgiebig, schüttelte seine roten Wuschel, dass sie nur so umherflogen.
„Hey du Schlafmütze, bist du jetzt endlich wach? Es geht bald los!“, Quiddl, die quietschgelbe Muschelwuschel-Schwester von Quaddl, wirbelte in die Schlafhöhle der beiden.
„Nein, ich schlafe noch.“, gähnte Quaddl und lachte. Quiddl war über einen Ball geplumpst. Quaddl wollte es sich so richtig gemütlich in seiner Muschel machen, als es ihm wieder einfiel.

„Oh“, rief Quaddl da auf einmal. „Wir ziehen heute in die Seerosenbucht um.“ Überall standen die Umzugskartons herum, voll gepackt mit allen Möbeln und Spielsachen. Und schon war Quaddl raus aus seiner Muschel, kein Moment zu früh, denn da hörte er schon die Stimme der Mama-Wuschelmuschel.
„Auf geht’s“, rief sie und ruckzuck schwammen Quaddl und Quiddl hinunter, denn wenn ihre Mutter so rief, dann war es allerhöchste Zeit zu kommen.

Der Weg zu der neuen Wohnung in der Seerosenbucht war sehr weit. So lange waren Quaddl und Quiddl noch nie unterwegs gewesen. „Ich bin müde“, quengelte Quiddl irgendwann.
„Ich will eine Pause machen“, maulte Quaddl. „Das geht nicht“, sagte da aber die Mama-Wuschelmuschel. „Sonst kommen wir heute nicht mehr in der neuen Höhle an. Ihr dürft aber ein Stück huckepack reiten, müsst euch aber gut festhalten.“
Das ließen die beiden sich natürlich nicht zweimal sagen. Schwuppdiwupp kletterten sie auf den Rücken von der Mama-Wuschelmuschel und ruhten sich erst einmal aus. Aber da passierte es. Quaddl schlief ein und hielt sich nicht mehr richtig fest. Er kullerte vom Rücken und trudelte in eine Muschel am Boden. Dort schlief er einfach weiter. Und niemand bemerkte es, denn alle waren ja sehr müde.

Am nächsten Morgen wachte Quaddl putzmunter auf.
„Quiddl“, rief Quaddl fröhlich. „Aufstehen, es ist schon spät.“
Keine Antwort.
Quaddl schaute sich nach Quiddl um, konnte sie aber nicht sehen. Auch die ganze Umgebung war Quaddl fremd.
„Seltsam“, murmelte Quaddl. „Wie bin ich bloß hierher geraten?“, „Was mach ich nun?“, fragte Quaddl sich unsicher. Da bemerkte Quaddl, dass es kräftig in seinem Bauch brummelte. „Ich werde jetzt erst einmal frühstücken“, beschloss er.
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Quaddl ging aus seiner Muschel auf die Sternblümchenwiese zu. Dort hielt er erst einmal ein ausgiebiges Frühstück ab, und hörte nicht auf, bis er das allerletzte Blütenblatt verputzt hatte. „Und jetzt werde ich jemanden suchen, der mir sagen kann, wie ich zum Seerosenteich komme“, entschied Quaddl.

Da prallte Quaddl auf einmal auf etwas weiches, schwabbeliges. Er konnte plötzlich nichts mehr sehen, es war ganz dunkel.
„Huch“, quietschte Quaddl erschreckt auf.
„Wer ist denn da?“, brummte da eine tiefe Stimme hinter Quaddl. Quaddl wollte schon antworten, als er auf einmal etwas langes, festes spürte, dass sich um ihn herum wickeln wollte. Jetzt bekam Quaddl es aber mit der Angst zu tun. Er konnte gerade noch entwischen und sich in einen alten Eimer retten. Quaddl schaute vorsichtig heraus und rief mit zittriger Stimme:
„Hallo, ich bin Quaddl, ein Muschelwuschel.“
„Ach so“, brummte es da zurück. „Es ist nur ein Muschelwuschel. Ich bin Mollyor. Ich habe gerade ausprobiert, ob meine Tinte noch schön lila färbt.“

Es war gar nicht so einfach, jemanden zu finden. Es war noch früh am Morgen und kaum jemand war wach. Da entdeckte Quaddl in der Nähe eines großen Seegrasfeldes etwas rosafarbenes, flinkes vorbei schwimmen.
„Halt“, rief Quaddl laut. „Bitte warte.“ Aber es hielt nicht an, rief nur: „Keine Zeit. Keine Zeit.“
„Ich habe doch nur eine kurze Frage“, rief Quaddl und schwamm so schnell wie er konnte hinterher, bis er die Stimme fast eingeholt hatte. Da entdeckte Quaddl, dass er auf eine sehr elegante Seepferdchendame getroffen war.
„Was willst du denn wissen. Ich muss schnell nach Hause, viel Zeit zum Reden habe ich nicht. Ich bekomme nämlich heute feinen Besuch. Ich bin Lily aus der Familie der Seepferdchen. Wer bist du überhaupt? “, fragte sie mit ihrer piepsigen, hohen Stimme und machte endlich eine Pause.
„Ich bin Quaddl von den Muschelwuschel“, sagte Quaddl ganz verschüchtert. „Weißt du zufällig wo die Seerosenbucht ist?“
„Meine Güte“, stöhnte Lily. „Der Teich ist so groß, das kann ich nun wirklich nicht wissen!“, und ließ Quaddl einfach stehen ohne ihm überhaupt ein kleines bisschen zu helfen.
Quaddl war sehr enttäuscht, dass Lily so unfreundlich gewesen war. Er schwamm langsam weiter ohne richtig zu schauen wohin.

„Wer hat denn hier alles lila eingefärbt? Meine schöne Tischdecke, die Stühle, alles ist dreckig und meine Gäste kommen bald. Das war bestimmt dieser Mollyor“, keifte es auf einmal laut.
Quaddl musste leise kichern, denn diese Stimme kannte er. Das war Lily, die gerade so unfreundlich zu ihm gewesen war. Aber darum kümmerte sich Quaddl nicht weiter. Er wollte jetzt endlich seine Familie finden.

„Mollyor, weißt du ob es noch weit ist zur Seerosenbucht?“,
Da lachte Mollyor, dass seine acht Krakenarme nur so umher wackelten.
„Du bist doch schon in der Seerosenbucht. Wo willst du den hin?“,
„Das weiß ich nicht so genau. Ich suche meine Familie“, sagte Quaddl traurig.
„Nun ja, dann würde ich es an deiner Stelle in den Wasserhöhlen versuchen, die sind gleich hier um die Ecke.“ sagte Mollyor und zeigte mit zwei von seinen acht Armen in eine Richtung.
Quaddl schwamm vorsichtig in die Richtung.
„Danke und auf Wiedersehen.“

Als Quaddl in die Höhlen schwamm wurde es ihm unheimlich. In der Höhle war es sehr dunkel. Das Wasser war hier viel kälter, sodass Quaddl anfing zu frieren. Quaddl konnte sich nicht vorstellen, dass seine Familie hierher ziehen würde. Er rief einmal zaghaft: „Hallo, ist hier jemand?“
Aber es blieb alles ganz still. Niemand antwortete ihm.
Quaddl drehte sich um. Er wollte zurück zu Mollyor schwimmen. Aber was nun? Es war so dunkel, dass er nicht mehr wusste in welche Richtung er schwimmen sollte, ob rechts oder links, geradeaus oder im Kreis, nach oben oder nach unten…

Quaddl schloss erschöpft die Augen, ließ sich im Wasser treiben und trieb langsam nach oben. Da spürte er auf einmal, dass er an der Luft war. Hier in der Höhle war es aber genauso dunkel wie unter Wasser. Quaddl war müde und vor allem sehr traurig. Er schwamm zum Ufer, setzte sich auf einen Stein und langsam kullerten ihm die ersten Tränen über die Backen.

„Nanu“, hörte er da auf einmal eine Stimme. „Wenn das kein Muschelwuschel ist.“
Quaddl drehte sich erstaunt um und suchte nach der Stimme.
„Du musst nach oben schauen“, lachte da die Stimme.
Da sah Quaddl ein Tier, das kopfüber von der Decke herunter hing.
„Ich bin Tessa Fledermaus, und du?“
„Ich bin Quaddl“, und redete gleich weiter. „Hast du hier gestern Muschelwuschel gesehen?“
„Nein, leider nicht“, sagte Tessa. „Hier sieht man selten Muschelwuschel.“
„Das glaube ich gern“, sagte Quaddl schaudernd. „So kalt und dunkel wie es hier ist. Oh Entschuldigung“, unterbrach er sich. „Ich möchte nicht unhöflich sein.“
„Ist schon in Ordnung“, beruhigte Tessa Quaddl. „Komm, ich zeige dir den Weg zurück zum Teich“, und schon flog sie davon. Quaddl musste sich beeilen hinterher zu kommen.
Als Quaddl schon eine ziemlich lange Strecke Tessa hinterhergelaufen war, kam endlich ein heller Durchgang in Sicht.
„Endstation“, rief Tessa da, „dort musst du raus.“ Und schon verschwand sie wieder in der Dunkelheit.

Quaddl lief in Richtung Licht und freute sich, als er endlich wieder richtig sehen konnte. Da entdeckte Quaddl einen hohen Stein. Er kletterte hoch und sah sich um. Jetzt wusste er dass er den richtigen Teich gefunden hatte, denn der ganze Teich war mit Seerosen bedeckt.
Die Frösche quakten ihm ein fröhliches „Guten Morgen“ zu. Quaddl sprang mit einem großen Pflatsch in das Wasser.

Da bekam er auf einmal einen Schlag ab, dass er kräftig im Wasser hoch wirbelte. „Autsch“, rief er laut. „Was soll das?“,
„Huch, ein Ball der sprechen kann“, rief da eine Stimme erstaunt.
„Ich bin kein Ball. Ich bin ein Muschelwuschel“, rief Quaddl empört zurück.
„Du bist rund und rot. Du siehst genau aus wie unser Ball. Vor allem bist du auf unserem Spielfeld“, sagte eine andere, nette Stimme, die zu einem Delphin gehörte.
Quaddl schaute sich um. Er sah zwei große Fußballtore und ziemlich viele Delphine um ihn herum, die ihn alle anstarrten.
„Hallo“, sagte er verschüchtert. „Ich habe mich verirrt und suche meine Familie.“
„Ich habe erst vorher eine Mama-Wuschelmuschel gesehen, die einen Quaddl gesucht hat. Ich bin übrigens Tilly.“
„Wo ist meine Mama-Wuschelmuschel? Wo muss ich hin? Wann hast du sie gesehen? Wo wohnen sie?“, fragte Quaddl ganz aufgeregt!
Tilly lachte: „Nun aber mal langsam. So viele Fragen kann ich nicht auf einmal beantworten. Es ist noch ein weiter Weg dort hin.“
Quaddl war enttäuscht, denn er wollte jetzt endlich in sein neues zu Hause.

„Halte dich an meiner Flosse fest“, sagte da Tilly. „Dann bringe ich dich geschwind dort hin.“
„Super“, lachte Quaddl. Das ließ sich er sich natürlich nicht zweimal sagen. Sofort hüpfte er auf den Rücken von Tilly und hielt sich gut fest. Tilly schwamm so schnell los, dass die Teichlandschaft nur so vorbei huschte. Quaddl lachte vor Begeisterung laut auf.
Aber da wurde Tilly schon auch wieder langsamer.
„Och“, sagte da Quaddl enttäuscht. „Sind wir etwa schon da?“,
„Du bist mir einer“, lachte da Tilly. „Erst kannst du nicht schnell genug nach Hause kommen. Jetzt ist es dir zu schnell gegangen?“

„Quaddl“, jubelte da auf einmal eine andere Stimme.
„Quiddl!“ Quaddl war überglücklich seine Schwester zu sehen. „Endlich bin ich zu Hause. Du glaubst gar nicht was ich alles erlebt habe!“
Da kam auch schon seine Mama-Wuschelmuschel angeschwommen und nahm Quaddl erst einmal fest in die Arme.
„Wo warst du denn? Ich habe mir schon so große Sorgen gemacht!“
Erst wollte Quaddl aber die neue Wohnung sehen. Dann erzählte er seine Abenteuer.
Als Quaddl fertig war, war es schon ganz spät am Abend.
„Da hast du aber viel erlebt“, sagte Quiddl neidisch. „Das will ich auch.“

„Das würde mir gerade noch fehlen“, sagte die Mama-Wuschelmuschel. „Ihr geht jetzt ins Bett. Und dieses Mal schaue ich ganz genau nach, dass ihr beide in euren Muscheln liegt.“
„Ich bin froh, dass ich wieder zu Hause bin.“, sagte Quaddl noch bevor er einschlief. „Ich auch“, sagte da Quiddl und schlief schon fast auf dem Weg zum Zimmer ein.
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